sabato 8 ottobre 2016

HIMMEL UND HÖLLE IN DER SCHWEIZERGARDE

...wie ein Schweizergardist mit einer Hand den Himmel berührte und dann in die Hölle verstossen wurde...

 Aus Rücksicht auf Papst und Kirche habe ich 21 Jahre lang (1995-2016) geschwiegen.  
Nachdem die Schweizergarde in genannter Zeit ungeheure Skandale verursacht hat, wäre es lächerlich, noch länger den Märtyrer spielen zu wollen.
Wer schweigt, stimmt zu. Ich muss vom schreienden Unrecht berichten, das man mir angetan hat während 27 Jahren Aktivdienst in der Garde (1968-1995) und von den Gemeinheiten, die ich als Pensionierter seither zu erdulden habe.
Weiter drängt mich das eiserne Schweigen jener dazu, die ganz genau wissen, dass ich unschuldig bin, aber um die Schande der Schweizergarde zu decken, mir nicht beistehen. Es kann nicht wahr sein, was nicht wahr sein darf!
 
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich bin ein Opfer der Eifersucht und Missgunst von Karrieremachern geworden, gemischt mit religiösem Fanatismus. Diese dunklen Leidenschaften haben einen ehrbaren Mann mit vielen Verdiensten zugrunde gerichtet. Jene, die mich kaputt machten, waren meine ehemaligen Rekruten gewesen, welche meine Vorgesetzten wurden und Missbrauch getrieben haben mit ihrer Gewalt.
 
Die Schweizergarde steckte seit Ende der 50iger Jahre in einer selbst- verschuldeten Krise, dazu gesellte sich der Nachwuchsmangel während der  Hochkonjunktur (60/70iger Jahre). Das Korps stand vor dem gähnenden Abgrund. 1968 trat ich in diese Garde ein.
1970 wurden drei päpstliche Gardekorps aufgehoben. Nur die Schweizer blieben im Vatikan als militärische Formation bestehen, allerdings in einem völlig heruntergekommenen Zustand.
Auf den Knien wurden wir gebeten, durch unser Bleiben das älteste militärische Korps der Welt zu retten. Also die Jugend sollte die Fehler und Machenschaften der alten Führung büssen und ausgleichen.
Ich nahm die Herausforderung an und wurde nach neunzehn Monaten mit der Ausbildung der Rekruten betraut. Haufenweise kamen Universitäts- studenten als Aushilfsgardisten. Diese Aufgabe beschäftigte mich durch- schnittlich sieben Mal pro Jahr, achtzehn Jahre lang, und wurde belohnt mit einer einzigen Beförderung, jener des Wachtmeisters.

Die militärische Leitung war nicht imstande, ein zeitgemässes Korps heranzubilden, um dem Vertrauen, den Bedürfnissen und Erwartungen des obersten Dienstherrn und seiner Mitarbeiter gerecht zu werden, da die geistliche immer dreinredete, alles regierte und verpfuschte.

Zusammen mit einem Kameraden (ich umarme ihn!) ging ich verschiedene Male wallfahren, weil uns bewusst war, dass Rettung für das sinkende Schiff nur vom Himmel her kommen konnte...  Doch die Menschen haben die Göttliche Gnade 25 Jahre lang verschmäht, bis sie endlich wirken durfte.

Die Handvoll Gardisten, welche damals in aussichtsloser Zeit ausgehalten und sich aufgeopfert haben, retteten die Schweizergarde vor dem Untergang.
Das war echtes Heldentum, aber davon darf man nicht mehr reden,
weil die Heutigen alle Verdienste für sich allein beanspruchen wollen,
und weil man uns sonst noch Anerkennung und Dank aussprechen müsste.

Der Garde habe ich auch viele andere Dienste geleistet:
durch Stellvertretungen in verschiedenen Chargen; durch Vorschläge
von Reformen; durch den Entwurf der ersten Dienstordnung (es wurde jedoch ein anderer als Urheber gefeiert); durch kulturelle Führungen für Gäste und Truppe; durch Herausgabe des Jahresberichtes; durch Hilfe verschiedener Natur an die Gardisten (unter anderem mein Einsatz für die Rettung einer Familie); durch das Gebet; durch das Vorbild sowie durch das persönlich erworbene Ansehen im Vatikan.
Ebenso kam der Garde zugute, dass ich in der Freizeit für das Privatsekretariat des Heiligen Vaters arbeitete (18 Jahre) und bei Radio Vatikan (6 Jahre).
Guten Gewissens darf ich behaupten, den wichtigsten Beitrag geleistet zu haben, dass die Schweizergarde heute noch existiert.
125 Rekrutenschulen sind von mir allein durchgeführt worden,
weiter die Ausbildung der Unteroffiziere sowie die Prüfungsabnahme.
Ich halte mich nicht für besser als andere, doch habe ich im Vatikan bewusst Wahrheit, Gerechtigkeit und Nächsteliebe vorgelebt, eben weil da diese Tugenden tagtäglich gepredigt werden.

Leider haben mich gewisse Vorgesetzte jahrzehntelang hinterlistig bekämpft  und verleumdet. Damit wurde mir mein junges Leben schwer gemacht.
Ich habe die Oberen nicht kritisiert, ich mischte mich nicht in ihre Angelegeheiten, ich habe sie nicht beleidigt oder erniedrigt durch ein anmassendes Benehmen. Im Gegenteil, ich erfüllte ihnen jeden Wunsch.
Ich stand ihnen einfach im Weg, obwohl ich absoluten Gehorsam leistete.

Nach zwanzig Jahren, um meine von oben gewünschte Karriere zum Offizier zu blockieren, hinterbrachte man im Staatssekretariat über mich:
"Er hat nie etwas für die Garde getan, er ist nie in der Kaserne, und er besitzt ein Landhaus und eine Wohnung im Zentrum von Rom.
Wir wissen nicht, wie er sich das hat leisten können!". Also eine Anspielung auf einen unseriösen und unehrlichen Lebenswandel.
Tatsächlich war ich in der Freizeit immer bei Freunden in der Campagna Romana, um zu vergessen und auszuruhen, aber der Landsitz gehört nicht mir!  Heute schaue ich zu dem Anwesen, aber es ist nicht mein Besitz!
Eine Stadtwohnung hatte ich gemietet in Hinsicht auf meine voraussichtliche Pensionierung. Vier Jahre zahlte ich umsonst die Miete, da sie von Grund auf hätte saniert werden müssen. Das Staatssekretariat erhielt den Mietvertrag und die Schlüssel für eine Inspektion, um festzustellen zu lassen, dass die Wohnung nicht bewohnt werden konnte. Ich scherze nicht, wenn ich sage: Monsignor Sostituto gab mir dafür eine kräftige Ohrfeige: "Meinst du denn, dass wir dir nicht glauben?".

Trotzdem bin ich Offizier geworden, ohne darum gebeten zu haben, allein auf Wunsch des Papstes Johannes Pauls II. und seines Privatsekretärs.
Meine Zurücksetzung war so offensichtlich gewesen, dass die öffentliche Meinung sich empört hatte und durch gute Nachrede ausgleichende Gerechtigkeit schaffte.

Kommandant und Kaplan wurden vom Substituten (linke Hand des Papstes) vor die Wahl gestellt, entweder mich als Offizier anzunehmen oder zu gehen: "Ihr habt bis jetzt nur über ihn geklatscht, er hat die Beweise gebracht."
Der erstere blieb im Amt, der zweite musste abtreten wegen Gehorsamsverweigerung. Natürlich machte man mich dafür verantwortlich und hielt mich für ein Scheusal, weil niemand wusste, wie die Dinge lagen.
Und wenn ich auch heute noch nicht spräche, so würde man mich
für einen Bösewicht halten.

Jetzt ging aber der Teufel erst recht auf mich los. Man liess mich mein Amt als Hauptmann nur beschränkt ausüben. Ich wurde mit Arbeit überhäuft und isoliert. Alle Offiziere hatten Bürohilfen, ich bekam nur einen Unter-offizier als Ferienablösung.

Ueberall dort, wo man dienstlich mit hohen Persönlichkeiten zusammentraf, wurde Hauptmann Utz ferngehalten. Beim Besuch des amerikanischen  Präsidenten musste ich dessen Landsleute hinter den Schranken bewachen, beim ersten Presidenten von Russland hinter einer geschlossenen Tür stehen, anstatt in Uniform Ehrendienst zu leisten in den Gemächern des Papstes.
Bei Inspektionen mit den Geheimdiensten begleiteten die Kollegen an meiner Statt, wenn es meine Aufgabe als Tagesoffizier gewesen wäre.
Bei der Einweihung der Sixtinischen Kapelle  -   nach deren Restaurierung, ein Ereignis von weltweiter Bedeutung  -   musste ich die Journalisten, Fotografen und Fernsehleute am Palasteingang kontrollieren. Als diese vorbei war, hat man mich fünf Stunden dort sitzen lassen, während oben in den Sälen und Loggien und in der Kapelle die jungen Gardisten und Unteroffziere sich ergingen.
So warben die Vorgesetzten um die Sympathie der arglosen Gardisten, und Hauptmann Utz wurde unter die Truppe gesetzt, zum Portier degradiert.

Weiter wurde meine Person bei gewissen Amtsstellen des Vatikans offensichtlich schlecht gemacht. Der Ansprechspartner im Staatssekretariat für die Schweizergarde (auch Protokollchef und zuständig für das Diplomatische Korps), beim Abflug des Papstes zur Asienreise, erwiderte meinen Händedruck mit Herablassung und fragte: "Wer sind Sie? Ich kenne Sie nicht!".  Ich blieb dem hohen Prälaten, der mich seit zehn Jahren bestens kannte, die Antwort natürlich nicht schuldig.
Nach meiner Ernennung zum Offizier wurde ich von ihm ermahnt, nun nicht ein Siegeslied anzustimmen. Dieser Mensch hat nie meinen Gruss abgenommen, verkehrte privat mit jungen Gardisten, welche sicher nicht schlecht über mich redeten, aber glaubte trotzdem nur der üblen Nachrede des Kommandos, dem er hörig unterworfen war.

Der neue Kaplan rückte mich dann in ein besseres Licht bei genanntem Monsignore. Von da an war ich ein Vertrauter des Protokollchefs und erledigte für ihn besondere Aufträge.
Ein Beispiel, wie die Wahrheit alles verändern kann!

Auf den Pastoralreisen stellte ich verwundert fest, dass die Unteroffiziere unabhängig und eigenmächtig handelten.

Als ich in wichtigen Situationen Weisungen erteilen musste und diese
mit "nein, aber, wie, warum" beantwortet wurden und ich folglich schimpfte, waren sie beleidigt oder weinten. Der Kommandant der Gendarmerie, welcher auf den Reisen allein massgebend ist, war aufs Höchste verärgert über ihre Kindereien.
Ich entschuldigte mich sofort für sie, doch nur mit Mühe gelang es mir, dass auch sie um Verzeihung baten.
Mir war sofort klar, dass die Herren Kollegen unterschiedliche Sisteme anwandten bezüglich Führung der Untergebenen: von mir erwarteten sie Disziplin, Gehorsam und Einsatz, während jene machen durften, was sie wollten.
Im Offiziersrat gab man dann mir die Schuld, vor dem anwesenden Unteroffizier, ich hätte erst zu Hause rügen sollen.
Bei einem anderen Vorfall schrieb ich bei der Rückkehr einen Rapport und man gab wieder dem Unteroffizier Recht, denn man müsse an Ort und Stelle tadeln.
Mit allen Mitteln wurde versucht, die Autorität des Hauptmanns zu untergraben.

Da kein Mittel Erfolg brachte, mich loszuwerden, wurde ich der Unterschlagung angeklagt bezüglich meiner Verwaltung von Kantine und Gardeküche.   
Ich verlangte sofort eine Kontrolle über meine diesbezügliche Arbeit und musste ein Jahr warten, bis das Staatssekretariat den Chef der Vatikanischen Vermögensverwaltung sandte.
Natürlich hat er nichts gefunden, entschuldigte sich, informierte gebührend den Substituten und den Sekretär des Papstes über deren Ergebnis, verweigerte mir jedoch eine schuldbefreiende Erklärung, um die schlechte Figur des Kommandos zu decken.

Als ich endlich den Mut fand, mich gegen solche bösartigen Streiche mit aller Heftigkeit zu wehren (man könnte ein Buch schreiben darüber), wurde ich vor Gericht geschleppt und verurteilt zur Entlassung. Kein Anwalt durfte mich verteidigen, meine Fakten und Beweise wurden ignoriert und Zeugen durften nicht auftreten.
Meine Offizierskollegen (ehemalige Rekruten) hatten den Kaplan erpresst und gegen mich aufgehetzt. Dieser wechselte das Lager, und mit vereinten Kräften zog man nun gegen mich ins Feld im Staatssekretariat:  "Entweder geht er, oder wir gehen!" 

Leider gab es beim Kaplan viel anzuklagen, aber ich musste für ihn den Kopf unter die Guillotine legen, obwohl ich ihm viele grosse Dienste erwiesen und wir ein ausgezeichnetes Verhältnis hatten. Er liess mich fallen, um seine Haut zu retten  -  und das Schlimmste, ich wurde von ihm bei der Bischofskonferenz  in ein ganz schiefes Licht gerückt, so dass die Bischöfe entscheidend eingriffen gegen mich, weil sie irregeführt worden waren, ohne eine Untersuchung zu veranlassen. Wie die Offiziere, so erzählte auch der Kaplan nur meine Reaktionen gegen sie, aber nicht die Ursachen des Streites und verschwieg den ganzen Rest meines Kreuzweges.   

Nach der ersten Gerichtssitzung trat ich zur Essenszeit in die Kantine
und informierte die Truppe über mein Schicksal, wofür mir das Gericht dann schwere Vorwürfe machte. Die Wahrheit durfte nicht bekannt werden, um dem Klatsch freien Lauf zu lassen.
Das Kommando reagierte darauf mit mehr Freiheiten und Erleichterungenfür die Truppe, um den Skandal vergessen zu lassen.

Genau jene, welche später Karriere machten, zogen sich schweigend
von mir zurück. Kein einziger sagte ein gutes Wort oder zeigte Mitgefühl.

Die Tessiner und die Welschen luden mich zum Essen ein, wollten mehr  wissen über meine Geschichte und bezeugten mir ihre lebhafte Solidarität.
Bis auf den letzten Mann waren alle anwesend.
(Kameraden lateinischer Kultur: ich werde Euch diesen spontanen Akt der Selbstlosikeit und Nächstenliebe nie vergessen! Vergelt`s Gott!)
Es gab auch vier treue Deutschschweizer, die sogar durchs Feuer gehen wollten, um für mich Fürspache beim Staatssekretariat einzulegen.
Wohlweislich musste ich abraten, um nicht ihr Verbleiben in der Garde zu gefährden.(Ich bin Euch ewig dankbare Anerkennung schuldig!)
Nicht vergessen will ich jene Exgardisten, welche mich dem Erbarmen der obersten Kirchenleitung empfohlen und auch so ungeheuer gut über meine Person geschrieben haben, dass ich erröten musste.
(Ich umarme Euch alle, wirklich alle! Ihr seid alle täglich eingeschlossen in mein dankbares Gebetsgedenken als echte Wohltäter!)

Vier Jahre später holte mich ein neuer Kommandant aus meinem Exil zurück, und ernannte mich zum Lehrer für die kulturelle Weiterbildung der Gardisten, mit Führungen in Rom und im Vatikan.

Die Schande, welche auf dem Korps ruhte, sollte durch das Opfer selber getilgt werden.
Gegen meinen Willen war ich gezwungen, das Angebot anzunehmen, sonst hätte ich jede Hoffnung auf Rehabilitierung und Wiedergutmachung verloren. Bei Ablehnung hätte man gesagt, er ist selber schuld. Wir haben ihm Ehrenvolles angeboten, aber er hat es ausgeschlagen.
Selbstverständlich gab ich dann auch hier mein Bestes.

 Wenn ich gewusst hätte, wie es enden würde... doch ich bin leider gutgläubig.
Man hat es sehr gut verstanden, gleich mein Vertrauen zu gewinnen, indem ich 40% ausbezahlt erhielt für meine Zahnarztrechnung. In meiner 27jährigen Dienstzeit hatte ich vom Vatikan nie Zahnarztspesen bezogen.
Da ich unerwartet gehen musste, konnten meine Zähne erst nach meinem Austritt saniert werden.
Bis kurz vorher wären es 100% gewesen, aber weil ein Gardist während nur zwei Dienstjahren 54 Millionen Lire für sein Leckermaul verbraucht hat und diese ungeheure Summe nicht zurückgeben musste, wurden eben alle benachteiligt. Ein typisches Beispiel, wie ein Gauner beschützt wird und die Truppe mit allen nachfolgenden Generationen bestraft werden.
Nach Reglement müssen die Zähne beim Eintritt in die Garde saniert sein, und somit bestand kein Anrecht auf Rückerstattung während der ersten beiden Dienstjahre.
(Trotzdem bin ich dankbar im Gebet für die mir erwiesene Wohltat!)

Im Geiste des Jubiläumsjahres 2000 wurde auf den Dächern der Kaserne ein Versöhnungsfest für mich veranstaltet,  zu welchem alle erscheinen mussten, die mich noch gekannt hatten. Als Zeichen meiner grossen Freude und meines guten Willens zum Verzeihen, deponierte ich in der Waffen-kammer arglos meinen Brustpanzer samt Helm und Säbel. Bei meiner Vertreibung hatte ich die antike Rüstung mitgenommen als Unterpfand für die grossen finanziellen Verluste, welche man mir verursacht hatte durch die fatale Geschichte.
Ich war an jenem Tag wirklich überzeugt, dass ich nun zu meinen Rechten kommen würde, stellte aber schon am selben Abend fest, dass ich mich schwer getäuscht hatte. Man sprach kein einziges Wort von Aussöhnung und schon gar nicht über das, was mir angetan worden war.
In einigen Gesichtern meiner ehemaligen Rekruten konnte ich sogar deutlich Unduldsamkeit lesen mir gegenüber.
Man hatte mich im Staatssekretariat längst verklagt wegen Aneignung
von wertvollem Gardeeigentum, aber bis heute ist dieser obersten Behörde nicht mitgeteilt worden, dass alles zurückgekommen war samt meinen Uniformen, die ich hätte behalten dürfen. Nicht einmal eine Empfangs-bestätigung wurde mir ausgestellt für die Rüstung.

Durch einen weiteren Kommandantenwechsel brach neues Unheil über mich herein:
Man würde es nicht für möglich halten, nach drei Jahren Lehrtätigkeit
flog ich zum zweiten Mal aus der Garde hinaus, ohne Grund und ohne Kommentar. Ich verlangte vom neuen Kommandanten eine Erklärung:                    
"Ich habe in den Akten gelesen, dass Sie einer sind, der Geld will...".
Trotz meiner ungeheuren Verluste habe ich nie eine solche Forderung geschrieben. Fassungslos ging ich weg, ohne ein Wort zu sagen.
So bin ich betrogen worden um mein Pfand, um meine Guthaben,
um meine Rehabilitierung, um die Wiedergutmachung und um meinen Job.
Und dieser Kommandant kannte meine gesamte  Leidensgeschichte,
die ich ihm erzählt hatte, als er mit seiner Familie mein Gast zum Mittagessen war bei "Cecilia Metella". Seine von mir hochverehrte Frau hat mich dann unerwartet vor allen Gardisten im Kasernenhof gestellt: "Was haben Sie meinem Mann angetan?"  Ich drehte die Frage um: "Gnädige Frau, was hat Ihr Mann mir angetan?"
Sie schenkte mir zwei Stunden, um mich zu rechtfertigen und liess sich überzeugen: "So hat mich mein Mann angelogen!" (lies: seiner Frau verschwiegen, dass er mich fortgejagt und dazu noch schlecht gemacht hatte, für den Fall, dass ich mich bei ihr beklagt hätte).
(Ich finde kaum Worte, um ihr gebührend zu danken und sie zu bewundern!)

Als schliesslich der Gardekaplan mich unter seiner Regie für die gleiche Aufgabe engagierte, kam prompt das Veto des Kommandanten, und ich wurde zum dritten Mal lebendig begraben.
Im Vatikan verbietet ein Laie einem Priester, einem tief gedemütigten Mann zu helfen...? Das konnte nicht gut enden für jenen...

Gehen wir nochmals ein paar Jahre zurück:
Die Wendung zum Besseren in der Schweizergarde trat erst 1998 ein,
nach dem Mord des damaligen Kommandanten. Sofort wurde vom
Präsidenten der CH Bischofskonferenz verkündigt:
"Wir wollen nicht richten!".
Mich hingegen, als Unschuldiger und während Jahrzehnten Misshandelter, hat man gerichtet und verdammt (die Bischöfe waren von mir über meine
Geschichte schon drei Mal informiert worden!).
Weiter hat der oberste Richter der Heiligen Römischen Kirche
(ein Schweizer) mir persönlich in einer Audienz einen Anwalt verweigert anlässlich der Gerichtsverhandlungen, auf den ich nach vatikanischem Gesetz Anspruch erheben durfte.
Das Urteil stand zum voraus fest. Man wollte nur forschen und Anklage- punkte finden, um früher oder später auch die Erpresser zu beseitigen.

Eine Verteidigung wurde nach der Verurteilung nachgeholt aufgrund
der von mir unterzeichneten Protokolle. Mein Beichtvater hatte mir zwar abgeraten, vor Gericht irgend etwas zu unterschreiben, doch wollte ich auch dort meine lauteren Absichten unter Beweis stellen.
Das Gericht hat aber nicht mehr getagt, um ein neues Urteil zu fällen,
obwohl aus der Verteidigung ganz klar meine Unschuld hervorging.
Ich habe dabei viel Zeit verlieren müssen für eine Arbeit, die nur den Kardinal (Präfekt des Supremo Tribunale della Segnatura Apostolica)
schützen sollte vor Anklage wegen Amtsmissbrauchs.
(Dankbar und anerkennend bin ich noch heute für die ausgezeichnete
Verteidigung der Rechtsanwältin!)

Jahre später hat sich ein Gardekaplan im Staatssekretariat zu meinen Gunsten eingesetzt (vergelt`s Gott!), um meinen Fall neu erwägen zu lassen, doch blieb man dort unbarmherzig.

Während des dreimonatigen, weltweiten Skandals nach der Ermordung des Gardekommandanten schalteten sich die CH Regierung, Bischöfe und Armeeleitung ein. Es gab sofort durchgreifende Reformen in der Garde. Zum Trost habe ich die Genugtuung, dass dabei auch meine früheren Ideen verwiklicht wurden.

Da während Jahrzehnten die besten Leute in der Garde keine Zukunft sahen und deshalb wegzogen, wurde ich überall eingesetzt, wo es um das Prestige des Korps ging, sozusagen als Aushängeschild.
Dieser Ausdruck ist nicht von mir, sondern von einem Offizier, der mich schätzte und mir wohlgesinnt war, aber von den andern hinausgeekelt wurde. Bei seinem Abschied hat er mich dem Herrn Staatssekretär als neuen Offizier vorgeschlagen. (Von Herzen vergelt`s Gott mit Segen!) 

Rechte, welche meine Vorgänger als Instruktoren genossen haben,
sowie andere Unteroffiziere mit Spezialaufgaben, wurden mir nie gewährt, obwohl ich doppelt so viele Kurse leitete wie jene und erst noch mit bedeutend intensiverem Pensum.
Mir war sterbens elend...

Um Sprachstudien zu machen musste ich Privatkurse nehmen.
Wer hingegen, zum Nachteil der Kameraden,  das Gymnasium besuchen durfte oder gar die Universität sowie andere Weiterbildungskurse, war nie anerkennend und dankbar. Man verreiste mit dem Diplom in der Tasche in anspruchsvolle Aemter, und die Garde hatte keinen Nutzen von ihren Studien. Ich selber musste immer nur geben, sehr viel geben.

Als der Sekretär des Kommandanten mich aus Mitleid in die Systeme des Komputers einführen wollte, wurde er gerügt, während alle anderen Offiziere auf Kosten des Vatikans Kurse besuchten. (Ich bin ihm heute noch dankbar für seinen Edelmut!)

Ein hervorragender Judoka des Schwarzen Gürtels wurde gezwungen,
die Garde zu verlassen. Um ihn zu ersetzen wählte man einen Jungen
zur Ausbildung im Kampfsport, welcher jedoch bald wieder in die Heimat zurückkehrte.
Schliesslich kam ein berühmter Meister (II° Dan des Judo). Wohl oder übel musste ich ihm assistieren während der Selbstverteidigungskurse.
Während fünf Jahren besuchte ich die Schulen des Meisters, um mir die notwendige Gewandtheit anzueignen (brauner Gürtel), bezahlte alles aus meiner Tasche und nahm auch die Söhne des Kommandanten mit zum Training sowie Gardisten.

Zur Ausbildung zwecks Handhabung des neuen Gewehrs wurden meine ehemaligen Rekruten in die Schweiz geschickt, während ich es von ihnen lernen musste, am Boden liegend mit den Soldaten meines eigenen Geschwaders.

Man mutete mir weiter zu, zwei angehende Instruktoren heranzubilden
(mit der Hinterabsicht mich abzusetzen). Ich habe ihnen alle Geheimnisse des Handwerks verraten, sie in alle Tricks für einen schnellen Erfolg eingeweiht und durfte sie als Meisterwerke betrachten.
Die beiden haben mir später grosse Schwierigkeiten bereitet und sich gegen mich aufhetzen lassen.
Der eine wurde sogar an meiner Statt im Schweizer Fernsehen als Instruktor der Schweizergarde präsentiert, nachdem ich diesen Lehrstuhl seit achtzehn Jahren innehatte. Der Betreffende hat sich auch nicht geschämt, sogar ein diesbezügliches Interview abzugeben. Der böse Scherz wurde ausgeheckt, indem man mich während des Exerzierens abkommandierte für einen Spezialdienst bei einem Empfang im Palast.
Solange ich Unteroffizier war, reagierte ich nicht auf Provokationen solcher Art, aber ich fühlte zum Schweigen gezwungene Verbitterung.
Als Offizier hingegen machte ich mir Mut, bot meinen Feinden die Stirn und sagte ihnen ihre Schandtaten ins Gesicht.

Ab und zu durfte ich enttäuscht zuschauen, wie mich meine Schüler in der Karriere überholten. Man muss wissen, dass bis dahin traditionell das Prinzip des Dienstalters respektiert wurde. Bei mir hat man weder das Alter geachtet noch Verdienste berücksichtigt.
Immerhin darf ich mit Befriedigung feststellen, dass vier Kommandanten
und fünf Offiziere bei mir in die Schule gegangen sind.
Reklamieren im Staatssekretariat durfte man offiziiell nicht wagen.
Das wäre vernichtend gewesen. Höchstens inoffiziell, indirekt, wenn man Vertrautheit mit einem Priester der Kurie hatte, konnte man sich beklagen.

Ein Jahr bevor man mir den Prozess machte, wurde ich von Monsignor Substitut vorgeladen, um zu vernehmen, dass meine Vorgesetzten sich bitter über mich beklagt hätten (weil ich mich gewehrt hatte gegen Anmassung und Uebergriffe). Meine Reaktionen waren berichtet, aber nicht deren Gründe genannt worden, und auch nicht die miserable Behandlung erwähnt, die während 25 Jahren vorausgegangen war.
Ebenso war der Skandal vergessen, welcher meine Ernennung zum Offizier begleitete.

Zum ersten Mal in 26 Jahren bekam ich nun offiziell Gelegenheit, den Sack zu leeren.
Der Bürochef des Papstes hörte zwanzig Minuten zu. Er legte mir nahe, mich nicht mehr zu wehren. Ich versprach es, aber die Gemeinheiten nahmen zu.
Ich wehrte mich nie, aber ich informierte jedesmal den Substituten und man reagierte gar nicht mehr, denn meine Vertreibung war schon längst beschlossene Sache.
Ich wurde bereits zwei Jahre zum voraus vom Polizeichef gewarnt:
"Sie wollen dich aufhängen, nur hat man noch nicht entschieden an welchem Baum!".
Als es soweit war, wollte der Substitut von mir zuerst ein Rücktrittsschreiben, das ich aber leider verweigern musste:

-  "Eine Unterschrift unter alle Verbrechen von Jahrzehnten, die an mir begangen wurden, um sie ungeschehen zu machen...?"

-  "Ich muss das kleinere Uebel wählen.
Sie müssen gehen, denn alle vier sind gegen Sie!"  

-  "Exzellenz, schicken Sie diese vier weg und lassen Sie mich allein hier, Sie werden es nicht bereuen, denn ich kenne diese Halunken nur zu gut!"

-  "Ach, Sie übertreiben!"

-  "Pardon, es sind scheinheilige Gauner!"

Im Herzen der Kirche gab es keine Gerechtigkeit für mich Absolut unannehmbar und unvernünftig!
Das Urteil wurde von drei Priestern am 12. April 1995 erlassen, am Mittwoch in der Karwoche, im Bewusstsein einen Unschuldigen zu verurteilen!
Leider geschah nach einiger Zeit der Mord des Kommandanten,
welcher unterblieben wäre, wenn man auf mich gehört hätte.

Es versteht sich nun wohl von selbst, dass ich niemals Lob, Dank oder Anerkennung geerntet hätte. Medaillen und Orden waren nichts anderes
als automatische Auszeichnungen für treu geleisteten Dienst als Unteroffizier und Offizier, also nicht Prämien.
Ich habe nie erlebt, dass einmal ein Mitglied der Garde ausgezeichnet
worden wäre für besondere Verdienste.
Im Gegenteil, wer wirklich solche erworben hätte, wurde totgeschwiegen.
Zum Beispiel: In Dili (Indonesien) war ich der einzige aller Sicherheitskräfte, welcher zehn Manifestanten aufhielt, die sich singend und tanzend der Bühne näherten. Es war ungewiss, ob dieser Auftritt zur Funktion gehörte oder nicht. Kurz entschlossen hielt ich sie zwei Minuten am Beginn der Treppe auf, ehe ein Gendarme und Polizisten zu Hilfe kamen. Zeit genug für den Papst, die Messe abzubrechen und sich zurückzuziehen.
Am Abend wurde bekannt, dass die jungen Männer erschossen worden waren, weil sie die Unabhängigkeit von Indonesien forderten für den besetzten Teil der Insel. Mein mutiger Einsatz wurde völlig ignoriert.

Meine Ernennung zum Wachtmeister, die einzige Beförderung in achtzehn Jahren Instruktion, hat sechs Monate in der Schublade des Kommandanten gelegen.
Wie vorausgesehen, wurde mir nun gleichzeitig auch die Ausbildung weggenommen, natürlich um mein Prestige zu verringern bezüglich
einer künftigen Offizierskarriere.
Mein Nachfoger (kantonale Interessen) hat derart enttäuscht, dass ich schon nach dem zweiten Kurs wieder zum Instruieren gezwungen wurde, so als ob nichts passiert wäre  -  weitere zehn lange Jahre.
Um zu meinem neuen Grad zu kommen, musste zuerst der selige Papst Paul VI. sterben, aber auch nur, weil der Kardinal Camerlengo Druck ausübte.
Als dann die Aufsicht über zwei Konklave (August und September 1978), samt allen Ehrendiensten für Empfänge von Regierungsdelegationen und Botschaftern, diesem neuen Wachtmeister übertragen wurden, anstatt einem Offizier, spielte man beleidigte Leberwurst. Die Wut liess man am unschuldigen Wachtmeister aus, da man vermutete, er habe intrigiert, so wie die Vorgesetzten es gewohnheitsmässig selber taten.

Natürlich wurde auch mein Privatleben überwacht. Bei einem Spaziergang durch die Strassen Roms sah ich zufällig einen Agenten der italienischen Polizei (im Dienst zum Schutz des Vatikans, daher sogar ein Kollege), versteckt in einem Hausgang. Als ich zu ihm trat, um ihn zu grüssen, zitterte und stotterte er verlegen...

Während ein tapferer und treuer Mann (ich!) verfolgt und unterdrückt wurde (ich!), hat man gewisse Gardisten, die sich nicht bewährten, beschützt und gefördert. Dass sich dann eines Tages die Konsequenzen solch schändlichen Handelns von selbst rächen würden, daran dachten unsere Führer überhaupt nicht. Dieses Gutseinwollen, eine verkehrte Einstellung, provozierte geradezu wiederholt falsches Benehmen bei genannten Gardisten.

Verantwortungslos wurde auch sonst gehandelt. Als der Terrorismus aufkam schickte man mich, zusammen mit einem andern Unteroffizier, in die italienische Polizeischule "Castro Pretorio", um von den beiden Direktoren zu lernen, was zum Schutze des Papstes diesbezüglich vorzukehren sei.
Mein Rapport über Antiterrorismus ist im Papierkorb gelandet, und es blieb alles beim alten. Damit sind wichtige Massnahmen zur Sicherheit des Papstes unterblieben, bevor das Attentat geschah.

Es ist auch bezeichnend, dass selbst die mit meinem Namen verbundenen Tätigkeiten in den Jahresberichten verschwiegen wurden, während alle Unteroffiziere mit Spezialaufgaben einen Bericht verfassen mussten, welcher in der Zeitschrift "Der Schweizergardist" (Jahresbericht) zu lesen war. Dabei war ich selber Redaktor und Herausgeber der Gardezeitschrift also eine doppelte Demütigung.

Da ich negative Stimmen über mich vernehme, weil niemand die Wahrheit wissen will, erlaube ich mir, die Geschichte über meine Person noch zu vervollständigen, aber man spreche bitte nicht von Eigenlob. Kein anderer hat den Vorgesetzten mehr Respekt entgegengebracht
und mehr Genugtuung gegeben als ich. Diese vorbildliche Haltung
wird bestätigt durch die Tatsache, dass ich nie einen Verweis bekam
oder gar für ein Vergehen bestraft worden wäre. So etwas kann man nicht improvisieren. Da muss man gewaltig an sich arbeiten, um einen solchen Stand zu erreichen. Man bedenke, dass ich stets überwacht wurde, um bei einem Vergehen ertappt zu werden. Um nur eine Episode zu berichten:
So erhielt ich in Sydney (Australien) genaue Instruktionen bezüglich Nachtwache vor der Suite des Papstes, was gewöhnlich nicht geschah, wenn es nicht zwingende Gründe für erhöhte Sicherheit gab.
Um 02.00 Uhr kam der Sekretär des Papstes mit dem Polizeichef,
um mich zu kontrollieren und fanden mich so, wie befohlen worden war. Während fünf Stunden habe ich nicht einmal die Toilette aufgesucht.
Man wollte mit eigenen Augen sehen, dass ich unzuverlässig sei, so wie es offenbar über mich berichtet wurde.
Bei den Genannten habe ich immer höchstes Ansehen genossen, aber man sieht, dass sie von den Verleumdungen meiner Vorgesetzten verunsichert waren, welche im Staatssekretariat über mich hinterbracht worden waren.
Wie leicht es doch ist, einen Rivalen durch Lügen aus der Gunst seines Herrn zu vertreiben! Ein einziges Wort genügt.
Frevelhaft hat das allmächtige Kommando an mir gehandelt vor meiner Ernennung zum Offizier, während meiner Amtszeit und nachher, um mich zu verderben.

Was ich hasste, war der Verrat am Kameraden und das Denunziantentum.
Das Misstrauen unter den Gardisten war schrecklich. Scheusslich war auch die Vetternwirtschaft (Kantönligeist). Der Gardekaplan hat es gegenüber einem französischen Kardinal treffend ausgedrückt, als er gefragt wurde, wie es seinen "Söhnen" gehe: "Oh Eminenz, meine lieben Schweizer, wenn sie in den Vatikan kommen, sind sie alle brave Männer. Kaum da, werden sie schlimmer als die Italiener!".
Er selber jedoch war der Allerschlimmste. Mit seinem Grad eines
Oberstleutnants terrorisierte er während zweiundzwanzig Jahren Truppe und Kommando.

Dank meines Appells an den Papst hat der Herr Staatssekretär mir im Namen Seiner Heiligkeit den Grad des Hauptmanns erhalten, "um davon Gebrauch zu machen".
Die Schweizergarde hat diese diplomatische Geste bis heute ignoriert,
um einen Unschuldigen wie mich noch mehr zu erniedrigen und zu empören.
Durch sein abweisendes Benehmen mir gegenüber klagt sich das Kommando  der offenen Feindschaft an, ohne es zu merken.
Warum hasst mich die Schweizergarde? Nicht nur mich, auch wer mit mir verkehrt und ausserhalb der Kaserne bin ich beliebt und angesehen?
Es ist das schlechte Gewissen der Schuldigen und es ist die stets wache Furcht vor einem aufrichtigen und ehrlichen Menschen.
Wenn ich durch den Vatikan gehe, begegnet mir überall lebhafte Sympathie.
Ausgenommen sind ein paar Geistliche, welche vom Kommando über mich "aufgeklärt" wurden, so wie die Behörden in Freiburg und Bern. In ihren Büros arbeiteten Leute, welche mich von der allerbesten Seite gekannt, mich aber nicht verteidigt, ja sogar verraten haben.

Rückblickend bin ich sehr erstaunt, wieviel Achtung mir hingegen bei der
Schweizer Armee zuteil geworden ist seitens dreier Generalstabschefs,
zweier Divisionäre und eines Brigadiers. Einer von ihnen hat über mich ein wahrhaft schmeichelhaftes Urteil abgegeben, welches ich hier gerne verschweigen möchte.
Ein hochverdienter Oberst schenkte mir nach der Pensionierung
seinen eigenen Dolch, mit eingravierter Widmung "Treue in Freundschaft", als Wertschätzung meiner Person sowie als Anerkennung für meine Führungen für die jährlichen Offiziersschulen der ETH. Mit zwei weiteren Obersten unterhalte ich auch heute noch ein freundschaftliches Verhältnis.

Bedeutungsvoll war auch meine Begegnung mit allen Polizeikommandanten der Schweiz im Jahre 1977, welche ich als Gäste der Schweizergarde zu betreuen hatte. Ich bekam eine Einladung vom Kommandanten der Berner Polizei, bei ihnen einzutreten, ohne Prüfung, nur mit einer kurzen Einführung.
(Nebenbei gesagt: Der Schulpräsident meines Heimatdorfes hat mir zu gleicher Zeit angeboten, dort Lehrer zu sein unter einfachsten Bedingungen, und mein ehemaliger Graphiklehrer wollte seine persönlichen Arbeiten meiner Sorgfalt anvertrauen.) Ich will damit sagen: Um solche Angebote zu bekommen, muss man einen guten Eindruck machen oder sich irgendwie bewährt haben.

Zu meinem grössten Bedauern verhielten sich die Regierung und die Bischöfe in den 90iger Jahren wiederholt gleichgültig und abweisend gegenüber meiner dramatischen Gardegeschichte. Es trifft sie keine Schuld, denn sie wurden angelogen und hintergangen bezüglich meiner Person. Was immer ich ihnen  Glaubwürdiges berichtete, wurde folglich als unwahr aufgefasst.
Man hat den Verleumdungen gelauscht und Verwicklungen befürchtet.
So bin ich verraten worden von der Heimat und von der Schweizer Kirche, aber auch vom Vatikan, welche alle nicht die Wahrheit suchten.

Es ist unverständlich, dass niemand die Zeichen der Zeit erkennen wollte:
Der Mord des Gardekommandanten, seiner Gattin sowie des Unteroffiziers wären nicht geschehen, wenn man aufgrund meiner himmelschreienden Informationen eine Untersuchung angeordnet und dann die Unwürdigen weggejagt hätte, anstatt den Unschuldigen.
Man wird Gott wohl eine Antwort geben müssen.
Auf alle Fälle war das Delikt eine direkte Konsequenz des Falles "Hauptmann Utz", so oder so...

Der Papst wurde nicht informiert über meinen Abgang.
Drei Jahre nach meinem Auszug ist mir eine Privataudienz gewährt worden, zusammen mit Künstlern und Freunden, um vom Heiligen Vater ein Madonnenbild segnen zu lassen. Beim Eintritt erblickte mich der Papst sofort und mit dem Finger auf mich gerichtet kam Er auf mich zu und fragte:
-   "Sind Sie nicht mehr hier? Ich sehe Sie nicht mehr!"   
-   "Nein, Heiliger Vater, ich bin schon lange ausgetreten."
Einer Stimme hinter sich folgend wechselte der Papst das Argument.
Ich machte die Figur des Unerzogenen, denn der hl. Johannes Paul II.
wollte mich als Offizier, und ich habe mich nicht von Ihm verabschiedet.
Nein, nicht so war es!
Das Kommando hatte meine vom Präfekten schriftlich gewährte Abschieds-audienz sabotiert, welche vom Sekretär des Papstes für mich gefordert worden war. Meine Rekruten-Kameraden-Vorgesetzten würden mir niemals zu diesem Recht verholfen haben, um zu verhindern, dass ich dem Papst meine Leidensgeschichte gebeichtet hätte.
Da ich sensibel, höflich und gütig bin, wollte ich den kranken Papst
nicht in Verlegenheit bringen mit Palastintrigen und schwieg.  

Kameraden!
Schämt ihr euch nicht, dass ich wegen euch ins Unglück stürzte, dass meine Würde und Ehre mit den Füssen getreten und meine Karriere abgebrochen wurden, dass ihr die Früchte von meinem Schweiss und Blut geerntet habt und meine Gesundheit dahin ist?
Ihr habt mich getötet, nur weil ich mich wehrte gegen eure Tyrannei, so wie unsere Väter anno 1291 gegen die Unterdrückungen des Kaisers.

Ich habe mich nicht gerächt an euch. Die alten Eidgenossen haben zu den Waffen gegriffen. Ich lebe weiter, mit dem Tod im Herzen.

Was sagt wohl der HERRGOTT dazu?
 Da braucht ihr euch nicht zu fürchten, denn ich habe euch alles verziehen und betete immer für euch, schon als ich noch unter euch weilte, dass es euch wohl ergehe im Leben: ich will euch im Himmel wiedersehen.
(Das ist aufrichtig gemeint!)
Und ihr? Habt ihr mir auch verziehen und für mich gebetet???

Soweit in Kürze die Chronik der Leidensgeschichte von Martin UTZ in der Päpstlichen Schweizergarde (1968-1995). Vielleicht ist es zu spät, wenn ich erst nach nunmehr einundzwanzig Jahren das erste Mal persönlich darüber spreche. Wenn ich weiter schwiege, würde sich der Eindruck bestätigen, dass Schuld auf mir lastet.
 Meine schlimmsten Erlebnisse sind weggelassen, da ich schon so angeekelt bin.  Mit Absicht nenne ich auch keine Namen, nicht aus Angst oder Feigheit, sondern aus BARMHERZIGKEIT.
 
Eines ist ganz sicher, das Spiel hätte ich gewonnen, wenn ich gewollt hätte.
Wenige Tage bevor Gericht über mich gehalten wurde, hätte es meinerseits nur eines einzigen Wortes bedurft, um die ganze Situation zu meinem Vorteil umzuwälzen und zwar auf eine Weise, dass man die Geschichte der Schweizergarde seit 1995 neu schreiben müsste.
Entweder hat man Charakter, oder eben nicht!
 
Wir leben im "Heiligen Jahr der BARMHERZIGKEIT".
Wird es Erbarmen geben auch für einen Unschuldigen wie mich???
Werden für mich Wahrheit und Gerechtigkeit auch triumphieren???
 


 

1 commento:

  1. Guten Abend Martin Utz,
    Welch eine Geschichte!
    Hoffentlich wird sie überall gelesen.- Soeben habe ich sie entdeckt.
    Ich habe eine Anfrage, bitte deshalb um eine Rückmeldung auf:
    blanchat19@yahoo.de
    Schönen Abend Elisabeth Blanchat

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